Zum Hauptinhalt
Textseite

Mögliche Auswirkungen

Abschlussbedingungen

Der Fall der US-Supermarktkette Target

Wir hatten bereits den Fall der Supermarktkette Target angesprochen, die einer Teenagerin plötzlich regelmäßig Werbung für Babyartikel schickte. Die Familie fand nach einer Beschwerde des Vaters heraus, dass die Tochter tatsächlich schwanger war. Wie konnte die Supermarktkette das vor der Familie wissen?

WARUM?

  • Die Supermarktkette weist jedem Kunden eine interne Identifikationsnummer zu. 
  • Alle Einkäufe und Interaktionen werden unter der entsprechenden Nummer gespeichert, seien es Einkäufe, Bezahlung per Kreditkarte, Besuch der Webseite, Anrufe bei der Hotline, etc.
  • Die Statistikabteilung der  Supermarktkette analysiert die gesammelten Daten und versucht daraus Handlungsanweisungen abzuleiten, mit dem Ziel, die Umsätze der Supermarktkette zu steigern. Eltern bekommen so zum Beispiel vor Weihnachten gezielt Kataloge mit Spielzeug, Kunden die im April Badeanzüge kaufen, bekommen im Juli Gutscheine für Sonnencreme und im Dezember Werbung für Diät-Ratgeber. 
  • Da die Geburt eines Kindes besonders lukrativ ist, wurde eine Art „Schwangerschafts-Prognose-Score“ erstellt, der die Schwangerschaft und sogar den Entbindungstermin von Kundinnen prognostiziert. Dieser Score basiert auf einer Analyse der Artikel, die in einer bestimmten Häufigkeit von schwangeren Frauen gekauft werden (z.B. Nahrungsergänzungsmittel, Hautpflegeprodukte ohne Duftstoffe) oder Produkte, die nicht mehr gekauft werden (z.B. Monatshygieneartikel oder Verhütungsmittel). Entsprechend bekommen Kundinnen, die dieser Kategorie zugewiesen werden, spezielle, auf die Schwangerschaft abgestimmte, Werbung und Gutscheine. 

Quelle: https://crackedlabs.org/studie-kommerzielle-ueberwachung/info


Hintergründe

Unser Einkaufsverhalten verrät viel über unsere Person, unseren Lebensstil und unseren sozialen Status. Und auch wenn nicht alle Daten lückenlos erfasst werden, schützt uns das noch nicht davor, klassifiziert zu werden. Ein Forscherteam um Yves-Alexandre de Montjoye vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) analysierte Kreditkartendaten, bei denen sowohl die Namen, die Kreditkartennummer und die gekauften Produkte aus der Datenbank entfernt wurden. Trotzdem reichten in 90% der Fälle nur vier weitere Datenpunkte aus, um einen Datensatz einer realen Person zuzuordnen. 

Quelle: https://www.science.org/doi/10.1126/science.1256297

Wir hinterlassen also überall Datenspuren, viele davon ohne es zu wissen. Damit sind wir wieder bei unserer Frage vom Anfang "Haben wir nichts zu verbergen?" und „Was soll mir schon passieren?“. Vielleicht denken Sie darüber jetzt anders.


Beispiel

Stellen Sie sich vor: Ihre Versicherung erhöht die Beiträge. Nach einer Kooperation mit dem Treuepunkteprogramm einer Supermarktkette wurde bei Ihnen ein unguter Lebensstil identifiziert. Die Versicherung erhöht deshalb Ihre Beiträge. 

Ungerecht? Das dürfen die doch gar nicht? 

Ja, das stimmt. Und trotzdem ist der Gedanke nicht so abwegig, wie es im ersten Moment scheint. Einige deutsche Krankenkassen werben längst mit Rabatten, wenn sich die versicherte Person bereit erklärt, die Gesundheitsdaten ihrer Smartwatch mit der Versicherung zu teilen. Versicherungen und Banken nutzen automatisierte Systeme, die anhand unserer Daten (z.B. Alter, Wohnort, etc) unsere Kreditwürdigkeit abschätzen oder unser Versicherungsrisiko berechnen. Und wer einmal, aus welchen Gründen auch immer, in der falschen Datenbank landet, darf vielleicht morgen nicht mehr in die USA oder andere Länder einreisen.